Mittwoch, 7. April 2010

Frühlingsluft

Liebes Tagebuch,

zuerst dachte ich ja, mein Geist habe derzeit ein größeres Problem zu melden, eine Unruhe oder gar eine anstehende Revolution. Inzwischen bin ich mir jedoch sicher, dass ich heute einfach nur zu wenig Schlaf hatte.

Ich bin grummelig, müde und watschle halbblind und missmutig durch die Gegend. In dem Zustand rede ich nicht sehr viel, worauf meine Kollegen auf der Arbeit natürlich schnell aufmerksam werden.

Doch wie gesagt, nur der Schlaf. Oder wie ich heute zu meinem Kollegen Michael sagte : Noch zu geflasht von den vergangenen Tagen.

Ein paar freie, sorglose Tage. So wie man sich den perfekten kurzen Urlaub wünscht. Ruhe, Geborgenheit, Abenteuerdrang und seelische Entlastung.

Als wir mitten auf dem Öcher Bend am Ponyschalter vor dem prasselnden Regen Schutz suchten, spürte ich eine lang zurückersehnte Kindheitserinnerung. Dort auf dem riesengroßen Platz voller Menschen und voller buntem Leben hilflos der ungeliebten Naturgewalt ausgesetzt zu sein war ein seltener Moment des stillen Glücks. Ich fühlte mich lebendig und frei - wie man sich eben als Kind fühlt.

Zu oft lassen wir uns stressen durch unser Erwachsen-sein-Wollen, was oft auch ein Sein-Müssen ist. Lange vorbei sind die Tage, wo wir uns keine Gedanken um Finanzen, Beruf und Zukunft machen müssen.

Ausgerechnet mein Chef sagte mir vor Jahren einmal etwas, was ich mir zu Herzen nehmen sollte: "Sie sind noch so jung. GERADE Sie. Verhalten Sie sich doch mal wie eine Jugendliche! Machen Sie Fehler! Versuchen Sie nicht immer so perfekt sein zu wollen. Was meinen Sie wie viele Fehler ich in Ihrem Alter gemacht habe? Und WIE viel Spaß ich dabei hatte?"


Ich weiß, dass bei mir der Knoten noch nicht geplatzt ist. Ich sehe Beruflich vieles immer noch zu ernst und zu verbissen. Doch gerade im privaten Leben ist es dann umso schöner, einfach mal wieder Kind zu sein. :-)