Donnerstag, 2. April 2009

Wiener Platz

Liebes Tagebuch,

vor zwei Tagen war ich auf einem Seminar in Köln.
Es war schön, ein paar Gesichter wieder zu sehen, von denen ich dachte, ich hätte sie bei meinem Aufenthalt letzten Sommer das letzte Mal gesehen.

Am zweiten Tag, in unserer letzten Mittagspause, verließ ich das Gebäude, statt mit meinen Kollegen wie üblich zusammen zu essen. Ich musste einfach den Wiener Platz wiedersehen.

Köln Mülheim ist nicht gerade ein schönes Fleckchen, doch seit all meinen Aufenthalten hege ich so viele wertvolle Erinnerungen daran. Schöne Erinnerungen, traurige Erinnerungen, Abenteuer und Verzweiflungen. Ich reiste im tiefsten Schneesturm an und verbrachte ebenso schlaflose Sommernächte im überhitzten Hotelzimmer.

Nicht zu vergessen das allmorgendliche stille Frühstück im Hotel "Kaisers" mit dem urigen Frühstücksaal und den kitschigen Stühlen, die mit einer großen Schleife verziert sind.
Die riesige Auswahl an Müslis und den Obstsalat, den ich mir täglich auf den Teller schaufelte.

Die Aufenthalte in Köln nach Feierabend. Entweder stilles Herumschleichen in den Kölner Ecken oder in dem gefährlichen türkischen Viertel und dank Spesen so viel Essen und Trinken wie ich schaffen konnte.

Oft habe ich Leute in Köln getroffen, die man sonst nur selten sieht. Manche das erste und letzte Mal, manche bauten auf eine Freundschaft auf und vertieften sich. Wir haben gefeiert, so dass ich einmal zum ersten Mal verkatert zur Arbeit kam.

Doch bei all dem Trubel und die Freude, die ich hier erlebte. Die schönste Erinnerung entstand seltsamerweise an einem schönen sonnigen Abend, als ich mir bei MC-Donalds etwas zu Essen holte und mich mit der Mampftüte auf eine der großen Treppen des Wiener Platzes setzte. Ich beobachtete die Leute, das fröhliche Treiben, und die Vögel zogen ihre Kreise am hellblauen Himmel. Während ich mir so die Pommes in den Mund stopfte spürte ich nichts anderes als Frieden.


Und das war der Hauptgrund für meinen Entschluss, den Wiener Platz erneut aufzusuchen. Leider wurden meine Erwartungen meinen Erinnerungen weniger gerecht, denn zur Zeit befindet sich auf dem WP eine Minikirmes. Statt Ruhe und Besinnlichkeit begegneten mir hektische Leute und viel Lärm.

Aber das machte mir nichts. Denn ich fühlte mich irgendwie heimisch. Leider war die Mittagspause zu schnell vorbei. Aber irgendetwas sagt mir, dass es ganz bestimmt nicht der letzte Aufenthalt in Mülheim gewesen ist. :)